Auszug aus dem Buch „Kopfsache gesund“ von Dr.med. univ. Katharina Schmidt
Stress und soziale Isolation
Gedanken uns Gefühle sind immens wichtig für Gesundheit und Heilung und setzen unser Selbstheilungssystem in Gang. Sprechen wir von Selbstheilungskräften, meinen wir unser Immunsystem. Es ist die körpereigene Heilerin, und für Genesung von Krankheiten von zentraler Bedeutung.
Das Immunsystem ist vergleichbar mit einem körperinternen Notfalldienst. Es eliminiert alte und abgestorbene Zellen. Es entsorgt Umweltgifte und vernichtet Krankheitserreger. Bei Verletzungen organisiert es die Heilung von Wunden. Stirbt Gewebe ab, veranlasst es die Bildung von Narbengewebe. Die Kompetenzen des Immunsystems sind außerordentlich!
Wie verhält es sich bei Stress?
Im Jahr 1984 gelang der weltweit erste wissenschaftliche Nachweis, dass sich Stress und soziale Isolation bereits innerhalb weniger Wochen negativ auf das Immunsystem auswirken: Die Psychiaterin Janice K. Kiecolt-Glaser untersuchte bei 75 Medizinstudenten die psychische Verfassung vor und während der jährlichen Abschlussprüfung. Die erste Blutabnahme erfolgte einen Monat vor der Klausur. Die Studenten waren entspannt und genossen ihr Studentenleben. Kiecolt-Glaser interviewte ihre Schützlinge regelmäßig, um das Ausmaß von Stress und sozialer Isolation individuell zu erheben. Je näher die Prüfungen rückten, desto nervöser wurden die Prüflinge. Sie fühlten sich zusehends isoliert: immer weniger Partys, keine Sportevents mehr und am Ende nicht mal mehr abends ausgehen. Stattdessen pauken, pauken und noch mal pauken, um den Stoff eines ganzen Jahres in den Kopf zu bekommen.
Schließlich starteten die Prüfungen. Die Studenten hatten vor lauter Aufregung den Appetit verloren, schliefen schlecht und berichteten über unkontrolliertes Schwitzen. Ihr vegetatives Nervensystem war in Alarmbereitschaft. Vermehrte Stresshormonausschüttung mit all den bekannten Folgen. Kiecolt-Glaser nahm den Studenten erneut Blut ab und untersuchte alle Blutproben im Labor.
Es zeigte sich: Bei allen Studenten hatte die Aktivität der Immunabwehr zur Prüfung hin massiv abgenommen. Je gestresster und einsamer sie sich fühlten, desto mehr Einschränkung erfuhr ihr Immunsystem.
Damals ein gänzlich neuer Gedanke
Nicht nur Vitamine fördern das Immunsystem, sondern auch ein stressfreies Leben mit regelmäßigen Sozialkontakten ist für die Immunabwehr und somit für die Gesundheit mehr als wichtig. Eine wissenschaftliche Erkenntnis, die uns gesünder machte.